
Es war einer dieser Tage. Ein Tag, an dem mein Körper laut „Stopp!“ rief – und ich ihn ignorierte. Migräne. Ich hätte im Bett bleiben sollen, mir Ruhe gönnen, Termine absagen. Aber die To-do-Liste, die Verpflichtungen, das „Ich muss doch …“ waren lauter. 💥⚡️
Das gelingt mir inzwischen besser, aber an diesem Tag nicht. Bedeutet: Der Anfall zieht sich länger als sonst, und die Tage danach sind schwierig und von neurologischen Ausfällen begleitet. Also: Not nice und anstrengend.
Diese Momente erinnern mich daran, wie herausfordernd Selbstfürsorge sein kann – und wie sehr sie von gesellschaftlichen Erwartungen geprägt ist, die Frauen besonders treffen.
Wenn Selbstfürsorge zur zusätzlichen Last wird
In sozialen Medien sehen wir oft Selbstfürsorge im großen Stil: aufwendig gestaltete Morgenroutinen, perfekt angerichtete Bowls, Yoga in der Abendsonne. Wunderschön – und für viele Menschen einfach nicht umsetzbar. Warum? Weil diese Bilder oft Privilegien voraussetzen, die viele nicht haben: Zeit, finanzielle Sicherheit, Unterstützung.
Selbstfürsorge wird so manchmal zu einer weiteren Erwartung in einer Welt, die uns Frauen lehrt, immer stark, immer funktional und immer für andere da zu sein. Doch was passiert, wenn wir uns selbst in diesen Strukturen verlieren?
Die intersektionale Perspektive: Privilegien und Herausforderungen
Ich weiß, dass es ein Privileg ist, heute öfter innezuhalten. Ich denke an die Jahre, in denen ich alleinerziehend war, eine Vollzeitstelle hatte und mich trotz chronischer Migräne jeden Monat durchkämpfte. Ruhe zuzulassen, Termine abzusagen oder auch nur eine halbe Stunde für mich selbst zu finden, war damals kaum möglich.
Und das betrifft nicht nur Mütter oder Menschen mit chronischen Krankheiten. Selbstfürsorge hängt von so vielen Faktoren ab: finanzielle Sicherheit, ein unterstützendes Umfeld, gesellschaftliche Strukturen. Sie ist keine Selbstverständlichkeit, sondern oft ein Luxus.
Es ist schwer, sich um sich selbst zu kümmern, wenn die Welt dir signalisiert, dass du dafür weder die Zeit noch die Ressourcen oder die Berechtigung hast. Genau deshalb ist es so wichtig, diese Dynamiken sichtbar zu machen – und zu benennen.
Selbstfürsorge, wenn alles schwer ist
Gestern habe ich meine Grenzen nicht beachtet. Und trotzdem habe ich beschlossen, mir heute Mitgefühl zu schenken. Denn Selbstfürsorge muss nicht groß, perfekt oder Instagram-tauglich sein. Sie darf klein, leise und unsichtbar sein.
🌱 Ein bewusster Moment: Den ersten Kaffee oder Tee trinken, ohne nebenbei das Handy zu checken.
🌱 Ein Nein aus Liebe zu mir selbst: Eine Aufgabe verschieben, einen Termin absagen.
🌱 Atmen: Einfach fünf tiefe Atemzüge nehmen. Nur das.
🌱 Ein Tropfen Unterstützung: Ein Hauch Lavendelöl in den Händen, tief einatmen, die Schultern senken.
ACT: Mitgefühl statt Verurteilung
Ein Gedanke aus der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), der mir hilft, ist Mitgefühl mit mir selbst. Stell dir vor, du sprichst mit dir wie mit einer guten Freundin:
💕 Würdest du ihr Vorwürfe machen, wenn sie einen schlechten Tag hat?
💕 Oder würdest du sie aufbauen und ermutigen, es morgen besser zu machen?
Genau das dürfen wir für uns selbst tun. Mitgefühl beginnt da, wo es schwierig wird. Es ist keine Ausrede für das, was nicht gelingt, sondern eine Einladung, immer wieder neu zu starten – ohne uns selbst zu verurteilen.
Warum Selbstfürsorge ein feministischer Akt ist
Sich um sich selbst zu kümmern, ist ein Statement. Es ist eine Entscheidung gegen Leistungsdruck, gegen die Erwartung, alles für alle anderen zu tun. Und es ist eine Entscheidung für dich selbst. Besonders Frauen haben oft gelernt, dass Selbstfürsorge egoistisch sei. Aber sie ist essenziell – für dich, für deine Gesundheit und für die Menschen um dich herum.
Selbstfürsorge ist nichts, das „nebenbei“ passieren sollte. Es ist ein Akt von Female Empowerment, sich diese Räume zu schaffen – in einer Welt, die sie uns oft nicht zugesteht.
Kleine Schritte, große Wirkung
Selbstfürsorge beginnt nicht da, wo alles leicht ist. Sie beginnt genau da, wo es schwer ist. Sie beginnt mit einem Moment der Achtsamkeit und einer Entscheidung für dich.
Wie sorgst du an deinen schwierigen Tagen für dich? Teile deine Gedanken oder lass uns ins Gespräch kommen. Gemeinsam finden wir heraus, wie Selbstfürsorge in deinem Leben aussehen kann.
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